PROJEKTION UND WIRKLICHKEIT
Liechtenstein Contemporary:
Arno Oehri, Martin Walch 10 January – 14 February 2009 Opening: 9 January 2009, 7-9 pm
Nach Strassburg und Washington ist Berlin die dritte Station einer Reihe von Ausstellungen, die auf eine Initiative des ehemaligen Kulturbeirats der Liechtensteinischen Regierung und heutigen Kulturstiftung Liechtenstein zurückgeht, mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit eines kunstinteressierten Publikums im Ausland auf die vielfältige und dynamische Kunstszene im Fürstentum Liechtenstein zu lenken. Der Schwerpunkt jeder Ausstellung liegt auf einzelnen künstlerischen Positionen, in Verbindung mit spezifischen Themenstellungen.
Naturwissenschaften, Philosophie, Literatur oder Religionstheorien bieten Arno Oehri (*1962) die Grundlage für eine geistige Auseinandersetzung mit Grenzbereichen des Bewusstseins, aus der sich eine der Intuition folgende malerische und oftmals gleichzeitig multimediale Umsetzung in Form von Performances oder Videoinstallationen ergibt. Oehris aktuellste Videoarbeit DROP_ZONE_CWF gründet auf dem Spannungsverhältnis zwischen den neuesten Erkenntnissen der Hirn- und Bewusstseinsforschung und der individuellen Reise ins Innere, in die Randzonen der Wahrnehmung, und handelt von der Ruhelosigkeit des Menschen auf der Suche nach Orientierung zwischen rationaler Anschauung und eigenen Sehnsüchten. Der Katalogtext wurde von dem liechtensteinischen Hirnforscher Dr. Felix Hasler verfasst.
Das Hinterfragen von Auswirkungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens auf unsere innere Befindlichkeit und umgekehrt steht im Zentrum von Martin Walchs (*1960) Arbeit. Installationen wie Kalte Augen und Mandala fordern heraus, auf das Spannungsverhältnis zwischen individueller Wahrnehmung und kollektivem Erlebnis in alltäglichen Ordnungsstrukturen einzugehen. Während die Installation Kalte Augen dank optischer Linsen einen Blick auf das Dahinter und somit auf eine äussere Wirklichkeit ermöglicht, fühlt man sich beim näheren Betrachten von Mandala im ersten Moment ausgegrenzt und nimmt das in Faltkartonschachteln eingeschnittene Ornament als distanzierendes Gitter wahr. Die Perforation der Kartonwände legt jedoch letztlich eine andere Bewusstseinsebene offen und ermutigt zur Überwindung innerer Grenzen. Verfasser des Katalogtextes ist der liechtensteinische Lyriker und Prosaist Michael Donhauser.
Gabriele Braun, Kuratorin der Ausstellungsreihe “Liechtenstein Contemporary”
Katalog, 32 Seiten, EUR 15,-
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